Gattung:
Aufsatz
Autor/Herausgeber:
Ralf Beil
 
Normierte Form: Beil, Ralf [Ralf Beil]
Körperschaft:
Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne

Normierte Form: Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne

Titel:
Le monde Selon François Dubois im Musée cantonal des Beaux-Arts

Normierte Form:

Erscheinungsjahr:
2003
Erscheinungsort:
Lausanne

Normierte Form: Lausanne

Verlag/Drucker:
Musée cantonal des Beaux-Arts

Normierte Form: Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne

Seiten:
S. 60-65
Anzahl der Abbildungen:
3
Schlagwörter:
Frankreich - Bartholomäusnacht - Geschichte - 1572 - Ikonographie

Inhaltsverzeichnis:

von Andrea Springer Es ist nur ein einziges Gemälde bekannt, das die Bartholomäusnacht ausführlich nacherzählt: Das Schlachtengemälde von François Dubois (16. Jh) zeigt den Moment, in dem ganz Europa auf Paris blickt, es wimmelt vom Krieg zwischen Protestanten und Katholiken, den man durch eine Hochzeit zu schlichten versuchte. Das Werk, welches im 19. Jh. in der Dachkammer des Rathauses von Lausanne entdeckt wurde, liefert mit seinem Bildinventar die vier Themenstränge der Ausstellung, die im Kontext unterschiedlicher Epochen und Genres wie eine Filmkulisse inszeniert wurden. Kardinalsrot präsentiert sich die Religion: Was verbindet Marcel Broodthaers Turm zu Babel aus gleichförmig lächelnden Popikonen-Mündern mit einer ägyptischen Statuette oder mit jungfräulicher Geburt? Im ersten Raum versammeln sich der Ursprung aller Religionen mit Szenarien des Monotheismus. Babylonisches Sprachgewirr oder Bocca della Verità? Mit Grausamem geht es weiter: Die mittelalterliche Holzskulptur Vierge et l’Enfant mit abgeschlagenem Kopf erinnert an den Bildersturm, die fragmentierte Tänzerin von Degas drückte im Rodinschen Sinne Vollkommenheit aus. In Luca Giordanos Urteil des Salomon erscheint das Massaker manieristisch geschönt und die Tonskulptur Jagd von Jean Clerc nebenan wirkt ohne erkennbare Opfer-Täter Komposition wie ein Spielzeug. Christian Boltanski in der Raummitte, der das Grausame in Form eines handlichen Bilderbüchleins mit Opfer-Fotos, das zu voyeuristischen Zwecken dient, unter einem Filzstoff versteckt. Boltanskis Réserve des suisses morts, ein Monument aus vergrösserten Schwarzweissfotos anonymer Verstorbener, das im fahlen Dunkel des anschliessenden Raums aufflackert. Der Tod wird zum persönlichen Andachtsbild und bleibt doch universal. Sophie Calle hat das in Brand gesetzte Gemälde von Charles Gleyres mit Schilderungen von Zeitgenossen schriftlich ergänzen lassen. Und die übermalte Landkarte von Louise Hopkins, in der nur die Weltmeere stehengeblieben und in einem brandschwarzen Raum nur noch knapp auszumachen sind, treibt uns zu Boltanskis Kinderliedern aus dem Off zwischen Fernweh und Mutterleibserinnerungen hin und her.

Signatur:
XXII 2

Zusammenfassung/Kommentar:

Französische Sprache